Flaschenreifung beim Rotwein

Mit der 2. Füllung dieses Spätburgunder&Dakapo Rotwein habe ich einen Teil in 500ml Flaschen und einen Teil in 750ml Flaschen abgefüllt, beide Verschlossen mit einem Zweischeibenkorken. Es ist also der gleiche Wein mit dem gleichen Verschluss in unterschiedliche Gebindegrößen abgefüllt worden. Hintergrund war unter anderem herauszufinden wie sich der Wein in unterschiedlichen Flaschengrößen entwickelt.

Zuerst etwas kurz zu dem Wein. 2013 wurde dieser Spätburgunder sowie der Cuvéepartner Dakapo gelesen, nachdem Sie auf den Tiefgründigen Lössböden der Gemarkungen Bahlingen und Eichstetten gewachsen sind. Nach ca. einjähriger Reife im kleinen Holzfass durfte er noch im Stahl 2 Jahre weiter reifen, bevor er auf die Flasche gefüllt wurde. Damals dominierten stark die Aromen von Holunder, Rot- und Sauerkirschen sowie Anflüge von Heidelbeere. Des Weiteren eine kräftige Tanninstruktur mit den Aromen von Kaffee, Vanille und Kakao.

 

Jetzt zu den einzelnen Flaschen und ihrer Entwicklung nach einem Jahr Flaschenlager:

Die 500ml Flasche zeigt in der Nase anfangs deutlich die schön gereifte und abgerundete Tanninstruktur. Milder Kakao im Zusammenspiel mit mild geröstetem Kaffee werden unterstützt durch die Aromen von vollreifer Brombeere und Schwarzkirsche. Im Hintergrund treten reife Feigen und Dörrobst zusammen mit filigranen Vanillenoten.

Im Gaumen macht dieser Wein richtig Spaß. Er zeigt jetzt seine schön ausgereifte Tanninstruktur. Schön eingebundene Holznoten, nicht aufdringlich, eher Einladend mehr zu trinken. Gestützt wird diese Aromatik durch die Vollreifen Brombeeren und Schwarzkirchen, die sich in der Nase schon so schön präsentiert hatten. Die für den Spätburgunder typische Rot- und Sauerkirsche treten nicht verhalten im Hintergrund auf und machen Spaß entdeckt zu werden. Der Geschmack der Vollreifen Zwetschgen im Abgang ist Nachhaltig, auch die Aromen von Zartbitterschokolade sind lange präsent und geben ein schönes Nachspiel.

 

Im Gegensatz dazu präsentiert sich die 750ml Flasche frischer und ein bisschen „unrunder“. Die Spätburgundertypische Rot- und Sauerkirsche treten hier in den Vordergrund. Die Brombeeraromatik sowie die Schwarzkirsche sind (noch) etwas im Hintergrund. Anflüge von Holunder sind zu finden, wollen aber entdeckt werden.

Geschmacklich zeigen sich die Tannine noch etwas ruppiger, aber nicht unangenehm. Erinnernd an frisches Akazien- und Zedernholz. Mit etwas Luft runden diese sich ab und es zeigen sich die Kaffee und Kakaonoten. In der Frucht dominieren klar die Rot- und Sauerkirsche. Schwarzkirsche tritt mit Holunder filigran und entdecken wollend im Hintergrund auf. Der Nachklang ist nicht ganz so nachhaltig wie bei der 500ml Flasche, aber durchaus bemerkenswert anhaltend.

 

Als Fazit würde ich sagen, die 500ml kann gut getrunken werden, die 750ml Flasche darf durchaus noch reifen. Wer reife Rotweine mag kommt bei der kleinen Flasche voll und ganz auf seine Kosten, die Liebhaber des klassischen Spätburgunder würde denke ich geschmacklich die große Flasche favorisieren.

Der Spätburgunder&Dakapo Rotwein 500ml zeigt eine enorme Dichte, ist vollmundig und Facettenreich. Das Trinkgefühl ist, als ob man in das Obst direkt hineinbeißt, welches sich finden lässt.

Der Spätburgunder&Dakapo 750ml ist anfangs etwas verhaltener aber auch verspielter. Er wirkt frischer, vielleicht auch etwas „schüchtern“, weiß sich aber durchaus in Szene zu setzen. Ich persönlich finde, dass die Trinkfreude mit etwas mehr Luft zunimmt.

 

Aber durch was entstehen solche Unterschiede, wenn es der gleiche Wein ist? Durch den Korken findet eine Mikrooxidation statt, durch die Weine reifen und sich entwickeln. Ausschlaggebend dafür ist die Menge an Sauerstoff im Verhältnis zur Menge an Wein. Im extremen kann man sagen es verhält sich wie bei einem Portwein. Ein Ruby-Port z.B. reift im großen Fass mit deutlich weniger Sauerstoffeintrag gemessen am Volumen der Weinmenge. Durch die Reifung im großen Fass ist die „Luftoberfläche“ gemessen am Inhalt deutlich geringer als beim kleinen Fass. Frischere Aromen werden nicht so stark oxidiert. Ein Tawny-Port dagegen reift im kleinen Fass. Die „Luftoberfläche“ gemessen am Volumen der Weinmenge nimmt deutlich zu, der Wein bekommt reifere Aromen und geht, ja nach Dauer des Kontaktes mit der „vielen“ Luft auch oxidative Noten, was aber durchaus gewünscht ist. Das bekannteste Beispiel für einen gewollt kontrolliert oxidierten Wein ist z.B. ein Sherry.

Jetzt zurück zu den Flaschen. Ich habe als bei der 500ml Flasche eine größere „Luftoberfläche“ gemessen am Volumen der Menge als bei der 750ml Flasche. Die Folge ist, dass der Wein in der 500ml schneller reift, sich vielleicht auch etwas anders entwickelt. So wie ich die Reife des Weines bisher verfolgt habe, scheint es aber so zu sein, dass die 500ml Flasche zum jetzigen Zeit so ist, wie die 750ml Flasche sich wohl in den nächsten 6-12 Monaten entwickeln wird, soweit man das bei einem Naturprodukt überhaupt sagen kann.

Ich wünsche viel Spaß und viel Freude beim Entdecken und dem Genuss der Weine.

Tags: Rotwein
Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.