Hallo liebe Besucher,
heute möchte ich euch meinen Kaiserstühler Wiedehopf vorstellen.
Als ich das erste Mal von diesem Vogel hörte, war mir nicht bewusst, wie viel er mir noch bedeuten würde. Ich wusste nicht einmal, dass er so selten ist und es in Deutschland nur noch 400 bis 500 Brutpaare gibt — die meisten davon am Kaiserstuhl. Und einer davon wohnt auf meiner Streuobstwiese.
Meine Aufgabe ist es, ihm seinen Aufenthalt von April bis September so angenehm wie möglich zu gestalten. Schließlich liebt er die Maulwurfsgrille und schützt so meine Kräuter und Bäume. Und wenn ich ganz viel Glück habe, darf ich ihn auch ab und zu fotografieren.
Mein ganzes Naturschutzprojekt begann damit, diesem besonderen Vogel ein angenehmes Brutgebiet auf meiner Wiese und in den Reben zu bieten. Da ich aber auch auf die ganze Artenvielfalt achten möchte, stand ich vor einem Problem: Wann mähe ich meine Wiese? Denn der Wiedehopf bevorzugt sie gerne sehr kurz, aber die heimischen Kräuter sollen nicht zu früh gemäht werden.
Ich googelte also eine ganze Zeit lang, wann ich nun meine Wiese mähen sollte, was nicht einfach zu finden war — vor allem, weil der typische Kaiserstühler Magerrasen selten im Zusammenhang mit der traditionellen Wiesenmahd erwähnt wird.
Irgendwann gab mir meine Mutter den Tipp, nicht theoretisch im Internet zu suchen, sondern praktisch einfach mal die Landschaft anzusehen. Eine super Idee, wie Mütter sie manchmal so haben.
Und dann kam eine ganz einfache Lösung: Mosaikflächen. Das bedeutet, ich mähe nicht alles auf einmal, sondern immer wieder unterschiedliche Flächen und lasse sogenannte Mahdstreifen stehen.
Mit dieser einfachen Lösung kamen mir noch viele weitere Ideen für die Pflege unserer Naturschutzflächen, die den vielen Vögeln ein artenreiches Brutgebiet bieten sollen.


Wie wäre es mit Flächen, auf denen sich verschiedene Bäume, Kräuter und die heimische Wiese abwechseln? Wenn sich an den Böschungen verschiedene Gräser und Grashüpfer ausbreiten dürfen und für das Auge auch noch ein paar Lilien und Wildrosen stehen bleiben, sind doch alle glücklich.
2016 pflanzte ich zusammen mit meinem Bruder und meiner Mutter über 40 Lilien, 40 Weinbergstulpen, 40 Wildrosen, 20 Bäume und Sträucher sowie 20 Malven. Auch hängten wir über 70 Vogelkästen auf, stellten mindestens 4 Wiedehopfkästen in die Reben und werden noch von insgesamt 8 Steinkauzröhren die eine oder andere in unsere alten Kirschbäume umhängen. So finden viele Höhlen- und Halbhöhlenbrüter Nistmöglichkeiten.
Für die Insekten- und Pflanzenvielfalt säten wir noch heimischen Wiesendrusch in unsere Böschungen. Damit nicht nur der Wiedehopf sich frei entfalten kann, sondern auch viele andere Tiere und Pflanzen von diesem außergewöhnlichen Rückzugsgebiet profitieren können.
Heute steht der Wiedehopf für mich für die Artenvielfalt, die Freiheit, sich zu entfalten, und die Lebensfreude, einfach zu sein.
Und wenn ich ab April den Weg von unserem Weinberg hochlaufe, kann es sein, dass ich diesem besonderen Vogel bei der Nahrungssuche beobachten darf.